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Halle mit Regalen, in denen Lebensmittel angebaut werden.
© istock/Louis Hiemstra

Vertical Farming: Landwirtschaft der Zukunft

Vororte weiten sich aus und Städte werden immer größer. Das zunehmende Wachstum der urbanen Lebensräume geht auch mit einem zunehmenden Wachstum der Bevölkerung einher. Das Problem: Desto mehr Fläche für Wohnungsbau verwendet wird, desto weniger Fläche gibt es für die Landwirtschaft. So entsteht das Dilemma die Menschen zwar unterzubringen, sie aber nicht mit lokaler Nahrung versorgen zu können. Städte mit begrenztem Raum für Landwirtschaft müssen sich also etwas einfallen lassen – Singapur zeigt jetzt schon, wie das geht.

Der kleine Stadtstaat

Als flächenmäßig kleinster Staat in Südostasien, verfügt Singapur nur über eine begrenzte Fläche für Wohnungen, Gewerbe und Landwirtschaft. Der Kampf um Platz ist vor Ort dementsprechend hart und wird sich voraussichtlich in den nächsten Jahren auch nicht entspannen. Denn in Singapur zu leben, wird immer beliebter: Der Staat ist ein wichtiger Standort für die Finanz-, Wirtschafts- und IT-Branche in Asien. Die Einwohnerzahl wuchs in den 2010er Jahren um 12,4 %. 2021 leben rund 6 Millionen Menschen in Singapur. Trotz begrenzter Anbauflächen schafft es der Staat seine Einwohner*innen mit Nahrungsmitteln zu versorgen – mithilfe von Importen aus Thailand, Malaysia und China. Denn aktuell werden weniger als 10 % der in Singapur verbrauchten Lebensmittel lokal angebaut.

Stadtgarten mit Anbaufläche für Lebensmittel.
©istock/kupicoo

Die Lösung: City Farming

City Farming beschreibt den Anbau von Obst und Gemüse auf engstem Raum. Ziel ist es, lokale Lebensmittel in großen Metropolen und Ballungsräumen schneller und frischer auf die Teller der Einwohner*innen zu bringen. Ein schöner Nebeneffekt: City Farming reduziert auch den Ausstoß von CO2-Emissionen, einerseits, weil lange Transportwege entfallen und andererseits, weil intelligente Farming Systeme weniger Energie verbrauchen. Beispiele dafür finden sich neben Singapur auch in Kopenhagen, Berlin oder London wo grüne Anbauflächen auf Häusern oder auf ehemals leerstehenden Geländen entstehen.

City Farming weiter gedacht: Vertical Farming

Die Idee des Vertical Farmings wurde in Singapur bereits im Jahr 2010 vorgestellt und wird seither kontinuierlich ausgebaut. Die Firma Sky Greens präsentierte 9 Meter hohe, rotierende Bepflanzungssysteme, die automatisiert bewässert werden. Ein Erfolgskonzept, das bis heute funktioniert. Die Setzlinge befinden sich in einer regalartigen Konstruktion nebeneinander aufgereiht und haben so genug Platz und Luft, um zu wachsen. Durch das automatisierte Bewässerungssystem ist kein manuelles Gießen notwendig, ebenso benötigen die Setzlinge weniger Erde, wodurch Wasser eingespart und der Einsatz von Insektiziden vermieden werden kann. Die Indoor-Farming-Flächen schützen die Ernte zudem vor jeglichen Wetterbedingungen. Ein weiterer Vorteil: Durch das individuell regulierbare Klima innerhalb der Anbauflächen, lassen sich auch nicht regional beheimatete Lebensmittel anbauen. Mit diesem ausgeklügelten System schafft es das Unternehmen auf kleinster Fläche große Mengen an Lebensmitteln zu produzieren.

Vertical Outdoor Farming

Neben vertikalen Indoor-Farming-Lösungen, sind über die Jahre immer mehr Anbauflächen in Singapurer Parkhäusern eröffnet worden. Besonders die obersten Flächen stehen meist frei, da Autofahrer*innen ihre Fahrzeuge nur ungern in der Sonne parken. Teilweise entstehen aber auch ganze Farmkomplexe in komplett leerstehenden Parkhäusern (darunter sogar eine vertikale Fischfarm). Diese offenen Anbauflächen produzieren nicht nur Nahrung, sie dienen innerhalb der Stadt auch als natürliche Kühlung zwischen anderen Gebäuden.

Indoor Wasserfall im Changi Flughafen in Singapur.
© unsplash/Albert Vincent Wu

Der Lebensmittelsektor in Singapur ist einer der dynamischsten der Welt, dementsprechend hoch ist auch der Wettbewerb zwischen verschiedensten Anbietern. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sehr sich die vertikalen Farmen durchsetzen und welche Innovationen das System noch bereithält. Im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel und den hohen CO2-Ausstoß des herkömmlichen Landwirtschaftssektors, sind vertikale Farmen eine gute Lösung, um Emissionen zu reduzieren.

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