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Person bezahlt in Café mit Kreditkarte.
©unsplash/Clay Banks

Trendsetter Schweden: Ist die Zukunft bargeldlos?

Nirgendwo auf der Welt wird so wenig bar gezahlt wie in Schweden. Das skandinavische Land gilt als Vorreiter auf dem Weg zu einer bargeldlosen Gesellschaft. Forscher gehen davon aus, dass Scheine und Münzen bereits 2023 komplett aus dem schwedischen Alltag verschwunden sein könnten. Doch welche Vor- und Nachteile bringt eine komplette Digitalisierung des Zahlungssystems mit sich? Wir nehmen das Zukunftsmodell „Cashless Society“ genauer unter die Lupe.

Schweden: Vorbild für eine bargeldlose Gesellschaft

Schilder mit der Aufschrift „Vi tar inte emot kontanter“ (dt.: Wir nehmen kein Bargeld an) oder „Vänlingen betala met kort“ (dt.: Bitte bezahlen Sie mit Karte) gibt es in Schweden schon lange. Ob am Kiosk, beim Spenden in der Kirche oder für die Nutzung öffentlicher Toiletten: Mehr als 80 % der Zahlungsvorgänge erfolgen hier inzwischen digital. Selbst Kleinstbeträge werden meist bargeldlos per Kartenzahlung übermittelt.

Eine Entwicklung, die unter anderem durch die rasante Digitalisierung der Banken gefördert wird. Über 500 Bankfilialen haben ihre Dienstleistungen von 2010 bis 2012 auf bargeldlosen Betrieb umgestellt. Dementsprechend ist auch die Zahl der Geldautomaten rapide gesunken. Die Möglichkeit, Geld einzuzahlen oder abzuheben, ist in vielen Filialen nicht mehr gegeben.

Neben Debit- und Kreditkarten hat sich im bargeldlosen Bezahlalltag der Schwed*innen die Bezahlapp „Swish“ etabliert. Rund 8 Mio. Einwohner*innen nutzen das mobile Zahlungssystem, das von sechs schwedischen Großbanken und der Zentralbank des Landes eingeführt wurde und ganz ohne Kartenlesegerät oder IBAN Echtzeitüberweisungen von Handy zu Handy ermöglicht. Doch ist eine Welt ganz ohne Bargeld wirklich denkbar?

Chancen und Risiken einer bargeldlosen Gesellschaft

Ein Alltag, in dem das Bezahlen ausschließlich bargeldlos abläuft, könnte zum einen dazu beitragen, die Gefahren durch Raubüberfälle, Diebstahl oder Geldwäsche zu minimieren. Zum anderen ließen sich auch die Kosten für die Produktion der Geldscheine und Münzen, ihren Transport, die Bestückung von Geldautomaten oder die Verwahrung im Banksafe durch die Nutzung bargeldloser Zahlungsmittel vermeiden.

Nicht zuletzt überzeugt das bargeldlose Zahlen auch mit Blick auf den ökologischen Fußabdruck. Untersuchungen der Niederländischen Nationalbank zufolge, belastet eine Barzahlung die Umwelt um etwa ein Drittel mehr als der Gebrauch einer Debitkarte. Zurückzuführen ist die höhere Umweltbelastung dabei vor allem auf Herstellung und Transport. So machen beispielsweise die Förderung und Verarbeitung von Kupfer und Zinn zu Münzen 29 % der Emissionen einer Bargeldzahlung aus. Weitere 31 % entfallen auf den Bargeldtransport. Mit 24 % entpuppt sich auch die Bargeldbereitstellung an Geldautomaten als großer Energiefresser.

Gegen die Einführung einer bargeldlosen Gesellschaft spricht, dass man im Falle eines Stromausfalls, eines technischen Defektes oder einer Cyberattacke komplett zahlungsunfähig wäre. Hinzu kommt, dass eine vollumfängliche Digitalisierung gewisse Teile der Gesellschaft ausgrenzen würde. Auch die Preisgabe persönlicher Daten bleibt in diesem Zusammenhang ein oft diskutiertes Thema.

Fazit: Ob sich das bargeldlose Bezahlen auch in Deutschland durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Zwar hat die Corona-Pandemie den Trend zur Digitalisierung hierzulande verstärkt. Dass wir Deutschen uns in den nächsten Jahren komplett von unserem Bargeld verabschieden, gilt zunächst jedoch als unwahrscheinlich. Nur jede*r Fünfte befürwortet eine komplett bargeldlose Zukunft.

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