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  • Sikkim ist der erste Bio-Staat der Welt
Blick auf kurvige Straße in bergiger Landschaft.
©istock/RNMitra

Der Bio-Bundesstaat Sikkim

In Sikkim, einem indischen Bundesstaat am Fuße des Himalayas, träumte Mitte der 90er Jahre der Beamte Khorlo Bhutia von 100 % biologischer Landwirtschaft. Ministerpräsident Pawan Chamling griff den Traum auf. Heute werden dort mehr als 76.000 ha von den rund 66.000 Landwirt*innen streng ökologisch bewirtschaftet. Sikkim ist der erste Bio-Bundesstaat der Welt. Weitere indische Bundesstaaten folgen: Uttarakhand mit rund 1,7 Mio. Landwirt*innen strebt eine ökologische Wende an, Andhra Pradesh verbietet ab 2024 die Einfuhr von Pestiziden.

Umweltschutz durch Bio-Landwirtschaft

Die Voraussetzungen für ökologische Landwirtschaft in Indien waren 2003, als der Ministerpräsident die radikale Wende verkündete, bereits recht gut. Der durchschnittliche Verbrauch von Kunstdünger lag bei 5,8 kg pro Hektar Land im Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland liegt er bei 100 kg allein für organischen Stickstoffdünger (Gülle). Eine Umstellung auf ökologische Düngung mit Kompost war für den indischen Bundesstaat schon deshalb leichter umzusetzen. 2005 stellte Sikkim bereits die Einfuhr hoch subventionierten Kunstdüngers ein und entwickelt stattdessen Schulungsprogramme für Bio-Landwirtschaft, investierte in Kompostieranlagen und ließ die ersten 8.000 ha Land bio-zertifizieren. Es folgte eine staatliche Zertifizierungs-Stelle sowie ein eigenes Bio-Label: Sikkim organic. 2015 war das Ziel erreicht und Sikkim komplett auf ökologische Landwirtschaft umgestellt. Die bergige Topografie des Bundesstaats, in der schwere Maschinen wie Mähdrescher eher unhandlich zu bedienen sind, half bei der ökologischen Wende: Die Böden konnten effizienter und besser von Menschen bearbeitet und bestellt werden.

Sikkim exportiert erfolgreich Bio-Tee aus Temi und Schwarzen Bio-Kardamom

Unter Kuhmist (eine Masse aus Stroh und Exkrementen) und Kompost gedeihen im Öko-Paradies Sikkim Möhren, Lauch, Kurkuma, Kardamom und Tee hervorragend. So gut, dass du die exportierbaren Produkte auch hierzulande bestellen oder im Laden kaufen kannst. Du erkennst sie am Label ‚Sikkim organic’. Oder du suchst nach Tee aus Temi oder Bio-Kardamom aus Sikkim. Die Export-Erlöse investiert das Land in den Ausbau der ökologischen Utopie. Dazu gehört, dass der Import von konventionell erzeugten Lebensmitteln, die mit Pestiziden und Kunstdünger gezogen wurden, verboten ist. Damit stärkt die Regierung den Binnenhandel mit ökologischen Produkten und verhindert Preis-Dumping durch Billig-Produkte aus dem Ausland. 

Klimaschutz durch Bio-Landwirtschaft

Der Biodiversitäts-Hotspot Sikkim zeigt, dass und wie die ökologische Wende möglich ist: Ein klares Ziel, ein landesweites Programm aus Schulungen für alle in der Landwirtschaft Tätigen, Importbeschränkungen für konventionelle landwirtschaftliche Produkte und günstige topografische Bedingungen. Durch den Verzicht auf Kunstdünger leistet Sikkim auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz in der Himalaya-Region, die massiv unter dem Klimawandel leidet.

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