• Engagement
  • Tierschutz: Was Verbraucher*innen sich wünschen
Blick in einen Kuhstall mit Fokus auf Kalb.
©istock/dusanpetkovic

Tierschutz in der Landwirtschaft: Initiativen für das Tierwohl

Artgerechte Tierhaltung und tiefgreifende Veränderungen in der Landwirtschaft wünscht sich eine breite Mehrheit der Gesellschaft. Doch für die Umsetzung müssen viele Widerstände überwunden werden. Erste Maßnahmen mit Fokus auf das Tierwohl hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft inzwischen auf den Weg gebracht. Als Verbraucher*in kannst du diese positive Entwicklung vor allem durch deine Kaufentscheidungen nachhaltig beeinflussen.

Artgerechte Tierhaltung

Artgerechte Tierhaltung verbinden 73,6 % der Deutschen mit einer zukunftsweisenden Landwirtschaft, so eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey. Gleichzeitig fühlt sich die Mehrheit der Verbraucher*innen laut Umfrage nicht gut informiert. Das ist kein Wunder, denn Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung sind komplexe Themen und Gesetze brauchen lange, bis sie verfasst, erlassen und umgesetzt sind.

Manches, wie beispielsweise die Kennzeichnung von Eiern, wurde in der Vergangenheit bereits durchgesetzt. So besteht im Rahmen der EU-Vermarktungsnormen nun schon seit 2004 für Eier eine verpflichtende Kennzeichnungsregel. Der Druck von Verbraucher*innen und Tierschutzverbänden hat dazu geführt, dass ein Stempel auf jedem rohen Ei die Herkunft anzeigt: 3 steht für Käfighaltung, 2 für Bodenhaltung, 1 für Freilandhaltung und 0 für die ökologische Haltung. Konventionelle Legebatterien sind in der EU verboten. Ein weiterer Erfolg ist das 2025 in Deutschland in Kraft tretende Verbot von ausgestalteten Käfigen mit ca. 600 cm2 nutzbarer Fläche und 2.000 cm2 pro Käfig. Woher die Eier in Nudeln, Mayonnaise oder Fertiggerichten stammen, zeigt dir das Portal der Albert-Schweitzer-Stiftung.

Wo steht der Tierschutz in Deutschland?

Bei Schweinen, Rindern und Puten sind noch viele Hürden bis zu wirklichem Tierschutz zu überwinden. Kleine Fortschritte:

  • Ab 2028 ist die Kastenstandhaltung für Sauen verboten. Dann dürfen sie nicht mehr wie bisher 160 Tage im Jahr auf engstem Raum fixiert werden.
  • Veterinärämter müssen seit August 2019 bei der Einzelfallprüfung der Transportplanungen mit über acht Stunden in andere EU-Mitgliedstaaten und Drittländer das Landesuntersuchungsamt beteiligen. Außerdem dürfen ab vorhergesagten 27°C keine Tiertransporte mehr stattfinden. Seit 2019 wurden aufgrund dieser Regelungen z.B. aus Rheinland-Pfalz keine Tiertransporte mehr in Drittländer abgefertigt. Das ist ein Erfolg. Allerdings sind die Bundesländer mit dem größten Anteil an Massentierhaltung Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
  • Moderne Technologie ermöglicht eine artgerechte Schweine-Haltung, die dem natürlichen Verhalten der Tiere auch im Stall Rechnung trägt und das Tierwohl respektiert.
  • Ein Bundesprogramm hat außerdem 2021 bis zu 500.000 € für Stallumbauten zur Verfügung gestellt.

 

Umstrittenes Tierwohllabel des Bundeslandwirtschaftsministeriums

Ein zähes Ringen gibt es um die Tierwohlkennzeichnung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Die Idee: Ein Label soll dir auf einen Blick zeigen, aus welcher Haltung das Tier stammt. Der Bundesrechnungshof  bewertet die Verwendung von Steuergeldern für ein zweifelhaftes Label als kritisch und verweist auf den Artikel 20a des Grundgesetzes. In diesem ist das Staatsziel ‚Tierschutz’ und das Erlassen entsprechender Gesetze klar festgeschrieben.

Was Verbraucher*innen sich beim Tierschutz wünschen

Bis 2025 hat die neue Regierung Zeit, die Wünsche der Bürger*innen umzusetzen. Vor der Wahl 2021 hatte die Tierschutzorganisation PETA die Wünsche der Konsument*innen ermittelt: 68 % der 2.000 Befragten forderten ein Verbot von Langstreckentiertransporten, dauerhafter Anbindehaltung von Kühen sowie ein Verbot der Amputation von Körperteilen bei Tieren in der Landwirtschaft. Als Teil einer kritischen Öffentlichkeit kannst auch du durch dein persönliches Kaufverhalten mehr Tierschutz herbeiführen. Hier findest Du Entscheidungshilfen für bewusstes Einkaufen.

weiß was